Das Programm für unsere diesjährige Turnfahrt war überaus vielfältig. Nach der Zugsreise der über 30 Teilnehmer der Männerriege Thayngen nach Appenzell und einer willkommenen Kaffeepause war die Gruppe sehr gespannt auf die Führung in der Firma Appenzeller Alpenbitter AG. Nach spannenden Informationen und einer fachkundigen Führung durch den Betrieb stand im Degustationsraum eine grosse Auswahl an selbst hergestellten und abgefüllten Destillaten bereit. Im Mittelpunkt natürlich der Appenzeller Alpenbitter, der nach einem streng gehüteten Rezept aus 42 Kräuter und Gewürzen hergestellt wird. Nach dem ausgedehnten Apéro spazierten wir im Städtli Appenzell zum Restaurant «Bäuli» und genossen dort das Mittagessen.
Die Fahrt ging weiter zur Schwägalp. Spätestens hier musste jeder entscheiden, ob er den Säntis per Luftseilbahn oder zu Fuss bezwingen will. Das Wetter war sehr wanderfreundlich und so entschloss sich rund die Hälfte, den Aufstieg zu Fuss in Angriff zu nehmen. So gegen 15 Uhr wurde gestartet. Bald wurde der Wanderweg immer schmaler und steiler. So waren wir plötzlich mitten in einer anspruchsvollen Bergwanderung. Sicherungsseile am Fels, eiserne Stufen an der Wand und teilweise Schnee unter den Schuhen! Teamgeist war gefordert und alles klappte bestens. Die Körper standen auf Höchstleistung! Eine kurze Verschnaufpause in der Tierwees und weiter ging es dem Ziel entgegen. Noch vor ein paar Tagen lag im oberen Teil über 25 cm Schnee und so war der Wanderweg zum rutschigen Untergrund geworden. Nach über 3 Stunden Aufstieg war das Ziel geschafft. Der Säntis war bezwungen! Die Kameraden, die per Luftseilbahn hochgefahren sind und für den Transport unseres Gepäcks besorgt waren, hatten sich bereits im Alten Säntis gemütlich gemacht. Bald stand das Nachtessen bereit und in der voll besetzten Berghütte war sehr reger Betrieb. Wir genossen den Abend im Berghaus bei echter Turnerkameradschaft, angeregten Gesprächen und einem Glas Wein oder Bier. Gelegentlich sorgte ein Appenzeller Alpenbitter wieder für Ordnung! Im Nachtlager Berghaus Alter Säntis ruhten wir uns für einige Stunden aus.
Leider gab es vom Säntis aus keine Fernsicht. Der Nebel verhüllte den über 2500 m hohen Berg. Nach dem sonntäglichen Frühstück trennten sich die Gruppen wieder. Die Kraxler entschieden, über den Lisengrat - Rotsteinpass - Meglisalp zum Seealpsee und nach Wasserauen hinabzusteigen. Die zweite Gruppe ging per Bahn zur Schwägalp hinunter und in einer dreistündigen Wanderung über Chammhalden - Nordweid - Lehmen nach Weissbad. Der Abstieg über den Lisengrat war noch ein Stück anspruchsvoller als der Vortag. Schnee und steile Abhänge; ein Auf und Ab im Weg und in den Gefühlen erwartete die Gruppe! Mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein und echter Kameradschaft schafften wir die heiklen Stellen mit Bravour! Nahe am Weg konnten wir 14 prächtige Steinböcke bewundern, die frech auf den Felsklippen an der Sonne ruhten. Mit kurzen Pausen in den Berghäusern und einem feinen Mittagessen auf der Terrasse der Meglisalp ging der Abstieg bis nach Wasserauen. Die fünfstündige Wanderung war ein tolles Erlebnis und eine hervorragende Leistung der Teilnehmer!
Per Bahn reisten wir gemeinsam - wie so viele an diesem Sonntag - unserer Heimat entgegen. Gemeinsam haben wir ein schönes Stück im Alpsteingebiet kennen gelernt. Wenn dieser Bericht gelesen wird, ist bestimmt der Wadenspanner und der Muskelkater verflogen. Wir alle danken Alex Wanner für die Organisation der tollen und abwechslungsreichen Turnfahrt! Das bis ins Detail geplante Programm bot jedem Teilnehmer ein unvergessliches Erlebnis!
Ernst Hübscher