Anno 2014 am letzten August-Wochenende früh am Morgen versammelte sich eine grössere Gruppe seltsame aussehender Männer beim Bahnhof Thayngen. Alle trugen einen Sack auf dem Rücken der mit Riemen über die Schulter am Körper befestigt war. Was die Männer darin verbargen war ihr Geheimnis. Plötzlich wurde die Gruppe von einer grossen Unruhe befallen, denn sie strömte auf den Perron des Bahnhofs. Dort war etwas sehr eigenartiges zu beobachten. Ein Mann in dunkler Uniform bewegte sich auf einem Weg über ein Gleis bis zu einer Sperre die ein Weiterkommen ohne akrobatische Verrenkungen verunmöglichte. Der Uniformierte zog eine rotweiss gefärbte Stange an zwei Griffen zurück und gab den Weg zum Überqueren eines zweiten Gleises frei. Die Nervosität der Gruppe war bereits immens, denn ein Zug näherte sich auf Gleis 3 und die Gruppe überquerte schnell die beiden Gleise. Der Zug war mit einer nichtssagenden Abkürzung bezeichnet. S16, das "S" könnte für "Saufrüh am Morgen" stehen, aber die 16! Unverständlich, denn die Gruppe war sicher doppelt so gross. Kaum waren die Türen geöffnet verschwanden die Männer mit ihren Säcken auf dem Rücken im Innern der Wagen. Auf dem Bahnhof kehrte wieder Ruhe ein.
In Unterwasser, etwa drei Stunden später, spuckte ein gelber, doppelstöckiger Bus eine grössere Gruppe Männer mit Rucksächen aus. Zielstrebig ging die Gruppe einem Gebäude entgegen, das sich als Talstation eines Zuges, allerdings ohne Lokomotive und nur mit einem Wagen, entpuppte. Vor diesem Gebäude entzweite sich die Gruppe, allerdings nicht im Streit sondern vollkommen friedlich. Vorallem jüngere Männer der Gruppe, vielleicht hatten sie Angst den eigenartigen und rot angemalten Wagen zu besteigen, zogen es vor zu Fuss den Berg hinauf zu gehen. Die älteren, scheinbar mutigeren Männer bestiegen den roten Wagen, der dann mit einem Seil den Berg hinauf gezogen wurde. Oben angelangt verliessen sie das Gebäude, das mit "Iltios" angeschrieben war. Einige Minuten später waren alle auf einer Terasse zu finden. Hier genossen sie die Sonne und ein zweites Frühstück. Einige Zeit später kamen auch die Jüngeren auf der Terasse an. Sie waren aber eher an etwas Flüsssigem als an einem zweiten Frühstück interessiert.
Irgendwann später entschieden sich einige in eine, an einem Seil hängende, Kiste einzusteigen. "I han äs Miisli gse, jo wirgli es isch äs Miisli" ertönte eine weibliche Stimme. Da waren allerdings Zweifel angebracht, denn die Kabine schwebte mehr als 20 Meter über dem Boden. Auf dem Chäserrugg angekommen, es gab noch keine Lösung für das "Miisli" Problem und die Sicht war alles andere als berauschend. So beschloss man, im nahe liegenden Restaurant ein Mittagessen einzunehmen und auf eine Besserung der Laune des Petrus zu warten. Plötzlich erschien eine tropfnasse Gestalt mit einem Sack auf dem Rücken im Eingang. "He regnets dusse" fragte Einer, "nei ich bi blos e bitzli schnell vom Iltios uneue gloffe" antwortete den Ankömmling, der auch aus Thayngen stammte. Die Panoramarundwanderung auf dem Rosenboden wurde kurzerhand abgesagt, da Petrus kein Einsehen hatte - sogar die Tragseile der Bahn verschwanden im Grau des Nebels. Viele wagten den Rückzug in das graue Nichts. Plötzlich erschien ein blauer Himmel und die Terrasse des Iltios Restaurants. Nach einem kurzen Aufenthalt auf dieser Terrasse bewegten sich die Wanderer der Männerriege Thayngen in Richtung Sellamatt. Hier angekommen hiess es "Erfrischung für alle und Zimmerbezug" sowie Nachtessen um 19:00 Uhr.
Sonntagmorgen, ab 08:00 Uhr gab es Morgenessen im Berggasthaus Sellamatt und um 11:00 Uhr war eine Führung in der Klangschmiede in Alt St. Johann angesagt. Fast alle waren pünktlich zur Stelle so dass die Führung beginnen konnte. Die Zeit davor blieb das Geheimnis jedes Einzelnen. In der nächsten Stunde sahen die Männer, jetzt ohne Säcke auf dem Rücken, wie Klänge als Kurven auf einem Bildschirm aussehen, wie sie im Ohr wahrgenommen werden und wie sie feinen Sand auf einer Membrane zu eigenwilligen Mustern formen. Eine sehr gelungene Physikstunde! Nach so viel geistiger Hochleistung, war das gemütliche Mittagessen ein wohlverdienter Abschluss.
Um 14:48 Uhr zwei Ereignisse: gemäss Programm die Rückfahrt nach Thayngen und nicht angekündigt, öffnete Petrus überraschend den himmlischen Wasserhahn. Nässe, wohin das Auge blickte, aber das kümmerte keinen der Männerriegler mehr, man sass ja nun am Schärme.
Bruno Ranft