Nach einer erfolgreichen Turnfest- und Faustballsaison strebte kürzlich die Männerriege Thayngen mit einer dreitägigen Turnfahrt in die Engadiner-Berge einen weiteren sportlichen und gesellschaftlichen Höhepunkt an.
Die wunderbare Bergwelt, interessante Arrangements der Engadiner Tourismusorganisationen, das gute Wetter und eine tadellose Reiseorganisation verhalfen rund 30 Männerrieglern zu unvergesslichen Reiseerlebnissen.
Bezüglich Mehrtagesvereinsreisen bietet die Region rund um St. Moritz vor allem im Sommer ideale Bedingungen. Dabei werden beispielweise bei zwei preiswerte Übernachtungen in einer Vereinsunterkunft auch noch die Benützung alle Bergbahnen und die regionalen Busverbindungen kostenlos angeboten. Auf dieser Grundlage stellten die Organisatoren Rolf Steiner und Heinz Hofmann zum Beispiel den ersten Reisetag zusammen, in Form eines «Anklimatisierungstages» mit der Bergfahrt auf den Muottas Muragl auf 2400 m Höhe. So konnten die Männeriegler beim Mittagessen bei schönster Aussicht auf Gletscher, Bergspitzen und Seen die anstehenden Wanderungen begutachten.
Die erste, anschliessende Wanderung führte von der Talstation Punt Muragl Richtung St. Moritzersee, vorbei am idyllisch Bergsee Ley Staz. Dieses herrliche, schöne Flecklein Erde lud nicht nur zum Zvieri ins Landgasthaus ein. Vielmehr vergnügten sich vorallem die Jugendriegler in der Männeriege bei einem Bad im kühlen, klaren Bergseewasser. Der erste massvolle Wandertag endete entlang dem St. Moritzersee bei der Vereinsunterkunft direkt neben der Jugendherberge in St. Moritz Bad.
Nach dem wohlverdienten Znacht kehrte bald auch die Bettruhe ein. Rekordverdächtig früh, wie erfahren Männeriegler feststellten. Offenbar war die bevorstehende, grosse Gletscherwanderung Grund genug, sich gut auf den nächsten Tag vorzubereiten.
Eindrucksvolle Gletscherbewegungen
Die Sonne stand ebenfalls hellwach mit den Bergwanderern auf und liess keinen Zweifel auf eine schönen Tag zu. In Richtung Berninapass ging es mit der weltweit steilsten Eisenbahn ohne Zahnrad und anschliessend mit der Seilbahn Richtung Diavolezza auf 3000 Meter über Meer. Ein Drittel der Reisegruppe richtete sich auf Rückfahrt und einem längeren Fussmarsch Richtung St. Moritz ein.

Vor der grandiosen Kulisse von Piz Bernina, Palü, Roseg und dem Mortertschgletscher freuen sich rund 30 Turner der Männerriege Thayngen auf der Diavolezza (3000müM) über die drei wunderschönen Wandertage im Engadin.
Foto Bernhard Müller
Die Anderen scharten sich erwartungsvoll um den Bergführer, der die «Gletschergruppe» während der sechsstündigen Gletscherwanderung sicher führte. Gleich zu Beginn kontrollierte er einerseits die Ausrüstung der Wandergruppe. Anderseits gab er auch bereits interessante Angaben über die Geschichte und den Aufbau des Morteratschgletschers. Da der Gletscher in den letzten 150 Jahren rund 150 Meter zusammenschmolz, muss auch ein entsprechender Abstieg zur Gletscherüberquerung vorsichtig angegangen werden. Neben grossen Gletscherspalten mit eindrücklichen Tiefen ging der vorsichtige Marsch quer und längs dem Gletscher entlang. Immer wieder erklärte der Bergführer wie die «Gletschermühlen» die «Moränen» oder die «Landkarten Flechten auf den Steinen» in den letzten Hunderten von Jahren entstanden sind. Und dies alles bei grandioser Umgebung von Gletschermassen und den Bergspitzen von Piz Bernina, Palü, Roseg und vielen mehr. Eindrücklich auch, dass wohl die Gletscherschmelzung schon vor bald zweihundert Jahren einsetzte, in den letzte Jahren aber rasant mit einer Abtauung von 80 cm pro Jahr voranschreitet.
Dies hat natürlich auch einen grossen Einfluss auf die aktuelle Streckenführung der Skipisten, bis hin zur Aufgabe der Gletscher – Sommerskisaison. Bei einem Gesamtabstieg von 3000 auf 1900 Meter bis zur Bahnstation Morteratsch – verteilt auf 12 km und 6 Stunden Marschzeit - waren die Gefässe im Kopf mit reichhaltigen Eindrücken gefüllt, die «Batterien» jedoch auch bei «guet zwägen« Männern leer. Somit war es verständlich, dass nach dem Nachtessen der Ausgang ins Zentrum von St. Moritz nur von «Hartgesottenen» genutzt wurde.
Auf jeden Fall sind am Sonntag wieder alle zeitig an der Bahnstation zur Fahrt auf die Corviglia bereitgestanden. Die Standseilbahn und die Seilbahn brachen die gesamte Riege Thayngen bis über 3000 Meter auf den Piz Nair. Bei diesen Bahnfahrten waren immer wieder interessante Bauten und Einrichtungen zu bestaunen, wie zum Beispiel die eindrückliche Startrampe der Herrenabfahrt oberhalb der Corviglia oder das «Ferrari Treffen» vor dem Palace Hotel, die schön gestaltete Seepromenade und vieles mehr.
Mit vielen, sehr guten Eindrücken - auch in Bezug auf ein sympathisches Sommerpreisgefüge in der Gastronomie - verliessen Jung und Alt der Männerriege das Engadin wieder in Richtung Thayngen. Auf der Bahnfahrt konnte gemütlich in den Erinnerungen geschwelgt werden um dabei auch den Organisatoren Rolf Steiner und Heinz Hofmann herzlich zu danken.
Bernhard Müller