Für die tolle Turnfahrt vom letzten Wochenende hatte der Organisator einige besondere Attraktionen eingeplant. Frühmorgens pünktlich um 5 Uhr starteten wir mit dem Beringer Car, vollbesetzt mit 40 wackeren Männerturnern zwischen 32 und 92 Jahren, Richtung Tessin. Auf den Strassen war es noch ruhig und die Schweiz war am Erwachen. Es war ja auch ein schönes, warmes Wochenende angesagt. Nach 8 Uhr erreichten wir Airolo am Südportal des Gotthardtunnels. Ein erster Kaffeehalt war sehr willkommen und wieder mal Beine und Rücken strecken. Für die Hälfte der Gruppe hiess es dann am Bahnhof Velo in Empfang nehmen. Ausgerüstet mit besten SBB-Velos, Helm und Rucksack ging es nun in schneller Fahrt die Leventina hinunter Richtung Biasca. Rund 40 km waren auf der Kantonsstrasse, Radwege, durch Tunnels entlang von schönen Wäldern und dem Ticino zurückzulegen. Das Feld zog sich bald in die Länge und so wurden die Pausen ganz individuell, gemütlich in einer Beiz oder auf einer sonnigen Wiese genossen. Der erste Teil dieser Turnfahrt machte allen viel Spass. Ist doch Velofahren talwärts immer ein besonderes Vergnügen. Einige wären locker noch bis Bellinzona durchgestrampelt; doch der Zeitplan musste eingehalten werden. Die andere Gruppe hat nämlich in dieser Zeit ebenfalls einen ganz interessanten Programmteil absolviert. In Pollegio auf der NEAT Baustelle der Alpentransit machten sie einen Besuch im Info-Pavillion und anschliessend auf der Baustelle im Berginnern. Warum wird die Neat gebaut, welche baulichen Herausforderungen mussten und müssen noch bewältigt werden, wie und wo wird gebohrt, was kostet alles und wann wird die Bahnlinie unter den Alpen fertig gestellt sein? Viele Fragen, die uns von kompetenten Personen beantwortet wurden. In den Stollen dann war für uns Laien die Orientierung sehr schwierig. Oströhre, Weströhre, Querstollen zum Zugangsstollen, wo ist Nord wo ist Süd. Wo ist eigentlich die Tunnelbohrmaschine? Einige Fragen blieben doch offen... Aber spannend war es im Stollen trotzdem und heiss noch dazu! Die Turnfahrt war so organisiert, dass auch unsere Nicht-Velofahrer voll auf ihre Rechnung kamen. Mit dem Car bot man ihnen die Möglichkeit, in Bellinzona eine Burgbesichtigung zu machen. Nach dem Mittag wechselten die Velogruppe in den Stollen und die «Bergmänner» bekamen die Möglichkeit ebenfalls nach Airolo chauffiert zu werden um die gleiche Velofahrt in Angriff zu nehmen. Zwischendurch genossen wir selbstverständlich auch sonnige Pausen bei einem kühlen Getränk oder einer feinen Pizza.
Pünktlich um 17 Uhr trafen sich alle wieder beim Car um die Fahrt auf den Lukmanierpass mitzuerleben. Zwei Bauern hatten sich kurzfristig abgesetzt, konnten aber kurz vor dem Verdursten von unserer Gruppe wieder in Empfang genommen werden. Auf dem Hospiz des Lukmanierpasses wurden wir herzlich empfangen und konnten unsere Zimmer und Lager beziehen. Mit einem ausgiebigen Nachtessen und bei fröhlicher Männerrunde gingen die Abendstunden im Flug vorbei. Nach Mitternacht hatten wir noch die Ehre, unserem Oberturner und Reiseleiter zum runden 50. Geburtstag zu gratulieren! Alles Gute für die Zukunft und danke für alles auch auf diesem Weg! Ein Geburtstag muss auch gefeiert werden und so gingen noch einige Runden über die Theke!
Am Sonntagmorgen war es - wir befürchteten es bereits - auf dem Pass neblig, kühl und der Himmel dicht bedeckt. Kommt wohl Regen auf? Der grösste Teil der Turner machte sich zu Fuss über den Passo del Uomo auf den Weg Richtung Ritom-Stausee. Die Wanderung war dann aber wettermässig doch besser als erwartet und wir konnten über vier Stunden auf schönen Bergwegen wandern, Murmeltiere hören und beobachten und echte Turnfahrtstimmung geniessen. Nächster Treffpunkt war die Ritombahn Bergstation. Müde, verschwitzt, hungrig und durstig pausierten wir am Wirtschaftstisch. Mit etwas Verzögerung bestiegen wir die steile Bahn hinunter nach Piotta. Doch halt. Eine Person fehlt doch noch! Unser ältester Reiseteilnehmer wollte zu Fuss talwärts, was wir schliesslich noch verhindern konnten. Dies wäre sehr viel mehr als nur ein Spaziergang gewesen.
Die Heimfahrt Richtung Norden war dann wieder so richtig nach schweizerischem Verkehrsmuster. Stau vor dem Gotthard, Pannenfahrzeug im Gotthard, Stau hier, Stau dort. Die ganze Schweiz war wohl auf den Rädern. Aber unser Chauffeur Peter Beringer hat es verstanden uns über 700 km von Ort zu Ort und doch zügig nach Hause zu fahren! Allen Teilnehmern und Turnern besten Dank für die immer tolle Kollegialität die gute Stimmung und besonders Remo und Alex herzlichen Dank für das Vorbereiten und Abrechnen der ganzen Reise. Ein bleibendes Erlebnis in der Geschichte der Männerriege Thayngen. Grazie a tutti!
Ernst Hübscher